Dieser Blog ist der stetige Austausch und die kontinuierliche Präsentations-Plattform für Ideen und Konzepte hinter dem wirtschaftlichen Wachstum. Das klassische Wachstum, so wie wir es kannten, trägt ein Verfallsdatum! Was kommt danach? Was bewegt und motiviert uns? Wohin gehen wir? Geradewegs ins Zeitalter der Psyche plus aller neuen Erkenntnisse der Hirnforschung oder ins Sein statt Haben? Ist das vielleicht fast Ein- und Dasselbe? Oder gibt es vielmehr Grautöne als wir erahnen? Was denken Sie?


Reden Sie mit! Bloggen Sie mit! Präsentieren Sie mit! Veröffentlichen Sie hier! Diskutieren Sie hier! – Vielen Dank!

Montag, 6. September 2010

Abschied vom IQ

Die herkömmlichen Tests zur Messung von Intelligenz greifen zu kurz. Heute definieren Wissenschaftler zehn Intelligenzbereiche, die darüber entscheiden, wie erfolgreich wir sind – im Beruf und im Leben.

Heute wird Intelligenz im Wesentlichen verstanden als „die Geschwindigkeit und Richtigkeit, mit der unbekannte Aufgaben gelöst werden“.

Hartnäckig hält sich die Vorstellung, dass dazu vor allem drei intellektuelle Begabungen erforderlich sind ...

• die mathematische Intelligenz, also die Befähigung zur Abstraktion und logischem Denken;

• die räumliche Intelligenz, die sich darin äußert, wie man Räume, Formen und Gegenstände erfassen kann; und

• die sprachliche Intelligenz, das heißt die Fähigkeit, Mutter- und Fremdsprachen spielerische zu erlernen und anzuwenden.

Ein hoher Intelligenzquotient (IQ), der sich aus den drei Bereichen errechnet, gilt als das Nonplusultra intellektueller Begabung.


Ein europäischer Experte, der die Intelligenz eines Indios aus dem Amazonasbecken messen sollte, würde vermutlich einen niedrigen IQ feststellen – vor allem, wenn dieser Analphabet ist.

Umgekehrt würde der gelehrte Europäer jedoch versagen, wenn es um die Fähigkeit ginge, Tausende von Pflanzen zu unterscheiden und Fährten zu lesen.

Die Fächerschwerpunkte konzentrieren sich zu sehr auf die sprachlich orientierten Geisteswissenschaften und die mathematisch orientierten Naturwissenschaften. Sie fördern logisches Denken, Merkfähigkeit und Analysekompetenz.

Andere Aspekte lassen sie dagegen links liegen: Natur erlebbar machen, Geschicklichkeit trainieren, sich mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen oder Musikinstrumente erlernen – alles dies wird zwar auch im Unterricht gemacht, ist jedoch stets von untergeordneter Bedeutung.

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ fordert in einer Titelgeschichte daher zu Recht “Macht Musik!“ Im Lehrplan an den Schulen gerät das Fach nämlich immer mehr aufs Nebengleis. Die Ausfallquoten liegen bei 36% an Gymnasien und 63 % an Hauptschulen.

Musikalische Leistung lässt sich nicht metrisch messen. Und das gilt für viele der anderen Begabungen auch.

Kinder, die ab dem sechsten Lebensjahr einmal pro Woche mindestens zwei Stunden Musikunterricht hatten, ein Instrument lernten und im Ensemble spielten, konnten nach drei Jahren ihre Intelligenzleistungen, insbesondere das räumliche Vorstellungsvermögen, deutlich verbessern.

Sie waren aufnahmefähiger, sozial kompetenter und selbstbewusster. Man spricht hier von einem musischen „Transfer-Effekt“.

KarstadtQuelle-Vorstand Marc Sommer bestätigt diesen Effekt:

„Eine Orchesterpartitur zu studieren, ist eine sehr gute Ausbildung zur Analysefähigkeit und Komplexitätsreduktion“, sagt der Manager.
In 30 bis 40 Zeilen listet die Partitur die Noten der Bläser, Schlaginstrumente, Streicher und Chorstimmen untereinander auf.
Die Logik einer Partitur erfordere es, so Sommer, aus vielen Details ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen. Im Vergleich dazu kämen ihm strategische Fragestellungen, die sich in seinem Job ergeben, „viel leichter vor“.

Auch im direkten Umgang mit Menschen hätten Dirigenten und Firmenlenker „viele Parallelen“, ist Sommer überzeugt.

Sie müssen dafür sorgen, dass „jeder Einzelne in einer Gruppe Spitzenleistung bringt“, alle gemeinsam aber „einen harmonischen Klang“ erzeugen.

Für die Unternehmen bedeutet das Konzept der multiplen Intelligenz: Gleichmacherei ist der Anfang vom Ende. Teams sind vor allem dann produktiv, wenn sie vielfältige Intelligenzen zulassen, ohne das Ziel aus dem Auge zu verlieren.


Lässt sich Intelligenz lernen?

Erfahrungen zeigen, dass sich die drei klassischen Begabungen durch regelmäßige Übungen nachweislich verbessern lassen.

Wer die Aufgaben eines IQ-Tests regelmäßig löst, programmiert sein Gehirn auf diese Lösungswege und kann das Ergebnis so „um bis zu 20 Punkte nach oben verbessern“, weiß Johannes Hoppe.

Der Psychologe Johannes Hoppe entwickelt die Testaufgaben für den Verein „Mensa“ bei dem Leute erst ab eine IQ von 130 aufgenommen werden.

Die sozialen Komponenten der Intelligenz verbessern sich oft mit zunehmendem Alter, weil sie vor allem auf den Erfahrungsschatz des Menschen zurückgreifen.

Andere Fähigkeiten, wie die musikalische oder die körperlich-kinästhetische werden einem dagegen meist in die Wiege gelegt oder in jungen Jahren anerzogen.

Vor allem in jungen Jahren, wo das Neuronenwachstum im Gehirn am aktivsten ist, entwickelt sich die fluide Intelligenz am stärksten. Im Alter von etwa 15 Jahren erreicht sie ihren Höhepunkt, vom 22.Lebensjahr an bildet sie sich dann langsam zurück.

Neues zu lernen dauert dann immer länger!


Die Biografien spiritueller und religiöser Führer zeigen, dass sie meist bereits in jungen Jahren die Fähigkeit schulten, gedanklich über das menschliche Vorstellungsvermögen hinauszugehen.
Im Unterschied zur fluiden Intelligenz, die sich in jungen Jahren entwickelt, speist sich die sogenannte kristalline Intelligenz in erster Linie aus den Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht.

Entsprechend nimmt sie mit steigendem Alter nicht ab, sondern legt eher noch zu: Je abwechslungsreicher das Leben und je größer die dabei zu meisternden Herausforderungen, desto größer auch der Erfahrungsschatz, auf den jemand später zurückgreifen kann!

Die Anzahl der Nervenzellen wächst auch noch, wenn wir älter werden – vorausgesetzt, sie werden stimuliert.

„Adulte Neurogenese“ nennen Forscher das Phänomen – eine der wichtigsten Erkenntnisse der Hirnforschung. Ältere Menschen brauchen also nicht länger zusehen, wie ihre geistige Leistungsfähigkeit nachlässt. Im Gegenteil: Durch regelmäßige und intensive Herausforderungen steigern sie ihr Denkpotenzial und regen ihre verschiedenen Intelligenzbereiche an.

Hauptsache, raus aus Trott und Routine: Sie sind Gift für den Geist!

Die zehn Intelligenzen


1. Mathematische Intelligenz
Darunter verstehen Experten die Fähigkeit abstrakt zu denken und logische Schlussfolgerungen zu ziehen.

Diese Menschen beherrschen den Umgang mit Beweisketten. Sie erkennen Ähnlichkeiten und Regeln zwischen Dingen, Zahlen, Mengen. Wie Albert Einstein, der mit der Relativitätstheorie, an der er mehrere Jahre forschte, das Verständnis zwischen Raum und Zeit revolutionierte.

Albert Einstein (1879 – 1955)
Der Physiker bewies, dass Gravitation Lichtstrahlen ablenkt. Im Jahre 1921 erhielt er den Nobelpreis für Physik, allerdings für eine Arbeit, mit der er die Grundlage einer Quantentheorie der Strahlung legte.

2. Räumliche Intelligenz
Diese Methode können Formen, Raume und Gegenstände visuell erfassen. Sie denken häufig dreidimensional und experimentieren gedanklich mit den Bildern. Dadurch geben sie ihren Ideen Gestalt.

So meißelte der italienische Bildhauer Michelangelo Buonarroti Anfang des 16. Jahrhunderts die David-Figur aus einem einzigen Marmorblock.

Sein Talent verewigte er insbesondere in der Deckenbemalung der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Sie zeigt auf mehr als 500 Quadratmetern Szenen aus der Genesis mit mehreren Hundert Fresken. Mit Unterbrechung arbeitete er daran rund zehn Jahre, wobei er dabei perspektivische Verzerrungen perfekt berücksichtigte.

Michelangelo Buonarroti (1475 – 1564)
Dank seiner räumlichen Intelligenz schuf der italienische Maler im
16. Jahrhundert perfekte Fresken und Statuen.

3. Sprachliche Intelligenz
Sie beschreibt die Fähigkeit, mit Wörtern umzugehen. Eloquente Menschen formulieren treffsicher, was sie gerade denken oder fühlen.

Sie verfügen über einen großen Sprachschatz, der es ihnen ermöglicht, sowohl das eigene Handeln zu reflektieren als auch andere zu verstehen.

Der deutsche Dichter Johannes Wolfgang von Goethe etwa verfügte über einen Wortschatz von 90.000 Wörtern, während der Durchschnittsbürger je nach Bildungsgrad zwischen 2.000 und 5.000 Begriffe verwendet. Goethes literarischer Perfektionismus drängte ihn dazu, begonnene Dichtungen oft Jahre, manchmal Jahrzehnte liegen zu lassen und bereits gedruckte Werke erheblich umzuarbeiten.

Johann W. von Goethe (1749 – 1832)
Seine sprachliche Intelligenz war beeindruckend. Geschätzte 90.000 Wörter zählte der Dichter zu seinem Repertoire.

4. Naturalistische Intelligenz
In diesem Bereich bewegen sich erfolgreiche Förster, Botaniker, Biologen, Tierärzte und Umweltexperten. Sie haben eine stark ausgeprägte Sensibilität für Natur und ihre Produkte.

Auch Spitzenköche gehören zu dieser Gruppe. Sie sind in der Lage, Pflanzen einzuordnen, zu unterscheiden und zu kombinieren.

Der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt zählt zu den bedeutendsten Vertreter. Als Junge galt er als lernunwillig, aber er begeisterte sich für Insekten, Steine und Pflanzen. Freunde nannten ihn den „kleinen Apotheker“.

Als Erwachsener bereiste er Amerika und Zentralasien. Seine Feldforschung Anfang des 19. Jahrhunderts machten ihn zu einem Wissenschaftsgenie seiner Zeit.

Alexander v. Humboldt (1769 – 1859)
Der Naturforscher gilt als Begründer der Pflanzengeografie. Seine naturalistische Intelligenz prägte ihn schon als Kind.

5. Musikalische Intelligenz
Geniale Komponisten, Sänger und Musiker werden seit Jahrtausenden bewundert. Wie das Beispiel des 14-jährigem Matt Savage zeigt, ist das Talent auch eine geistige Leistung. Der hyperaktive Amerikaner lernte mehr oder weniger über Nacht Klavierspielen und gilt heute als „Mozart des Jazz“.

Musiker entdecken ihr Talent meist schon in frühen Jahren. Keine andere Gabe wird früher offenkundig als das Talent für Töne, Rhythmen und Noten. Wolfgang Amadeus Mozart etwa schrieb schon im Alter von 5 Jahren seine ersten Kompositionen, mit sechs Jahren gab er bereits Konzerte.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Seine musikalische Intelligenz setzte er schon als 5-Jähriger in Kompositionen um.

6. Kinästhetische Intelligenz
Auch körperliches Geschick zählt zur Intelligenz: Kaum einer beherrscht die Fähigkeit, seinen Körper so vielgestaltig und geschickt einzusetzen wie Tänzer oder Pantomimen. Sie sind in der Lage, mit Körperbewegungen und Gesten die Welt auszudrücken.

Konkretes wie den Schmetterling oder Meereswogen, Abstraktionen wie Freiheit oder Knechtschaft.

Im Stummfilm zeigt sich dieses Talent, wie etwa bei Charlie Chaplin, noch deutlicher. Aber nicht nur Schauspieler benötigen diese Fähigkeit, sondern auch Sportler oder Chirurgen.

Ein Arzt, der beispielsweise am offenen Herzen operiert, braucht ebenso geschickte Fingerfertigkeiten wie Körperbeherrschung.

Charlie Chaplin (1889 – 1977)
Die körperliche Ausdrucksstärke verdankt der Stummfilmstar seiner kinästhetischen Intelligenz

7. Existenzielle Intelligenz
Philosophen, Priester und Schriftsteller besitzen meist einen ausgeprägten spirituellen Intellekt. Sie stellen grundlegende Fragen über die Welt und die Menschen und entwickeln dazu auch Antworten.

Sie gehen der Herkunft und Zukunft von Dingen auf den Grund und ordnen gesellschaftliche Beobachtungen in einen Gesamtkontext.

Auch Manager brauchen dieses Talent, wenn sie Mitarbeitern etwa den Sinn ihrer Arbeit verdeutlichen wollen.

Immanuel Kant begründete mit seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ 1781 den Beginn moderner Philosophie.

Er erarbeitete die moralphilosophische Grundlage der zufolge Menschen nach derjenigen Maxime zu handeln haben, die zugleich ein allgemeines Gesetz werden könnte.

Dieser kategorische Imperativ beeinflusst die Moraldebatten bis heute.

Immanuel Kant (1724 – 1804)
Seine Thesen im 18. Jahrhundert kennzeichnen den Beginn der modernen Philosophie. Solche Gedanken basieren auf existenzieller Intelligenz.

8. Interpersonale Intelligenz
Wer sie besitzt, kann die Motive und die Wünsche anderer erkenne und verstehen.

Diesen Menschen fällt es leichter, die persönlichen Stärken anderer zu stimulieren.

Gute Lehrer, Verkäufer und Politiker verfügen fast immer über diese Form der Empathie.

Die französische Modeschöpferin und Unternehmerin Coco Chanel beispielsweise verstand etwas von den Bedürfnissen der Frauen. Sie entwarf in den Zwanzigerjahren ein kurzes schwarzes Kleid, weil sie erkannte, dass Frauen auf dem Emanzipierungs-Trip waren.

Bis dahin war Schwarz vor allem die Farbe der Kriegerwitwen des Ersten Weltkrieges. Doch tatsächlich, erkannte Chanel, wollten Frauen jung, hübsch und selbstbewusst aussehen. Das „kleine Schwarze“ befreite sie von der einschnürenden Kleidung.

Coco Chanel (1883 – 1971)
Aufgrund ihrer interpersonalen Intelligenz erkannte sie, was Frauen 1926 wollten: ein kurzes Kleid in Schwarz.

9. Intrapersonale Intelligenz
Sie wird nur von wenigen beherrscht und viel zu oft unterschätzt. Menschen mit dieser Begabung haben die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen.

Sie verstehen, was sie antreibt, wo ihre Stärken liegen und erreichen so einen Abgleich zwischen den eigenen Wünschen und realistischen Zielen.

Häufig sind diese Menschen deshalb auch die glücklicheren Menschen. Erfolgreiche Künstler, Schriftsteller und Schauspieler verfügen über diese Begabung.

Für Manager sollte diese Begabung Pflicht sein!

Der Mann, der die Selbsterkenntnis als Grundlage des Seins und Seelenfriedens wissenschaftlich beschrieb, ist Sigmund Freud, der Erfinder der Psychoanalyse.

Erstmalig spricht Freud davon 1896. Beim Untersuchen seiner Patienten entdeckte er, dass die Ursachen von Traumatisierung und damit die Ausprägung der Persönlichkeit oft in weit zurückliegenden Kindheitserfahrungen zu finden sind. Wer sie erkennt, kann geheilt werden.

Sigmund Freud (1856 – 1939)
Er beschrieb die Selbsterkenntnis als Grundlage für das Sein, intrapersonale Intelligenz befähigte ihn dazu.

10.Emotionale Intelligenz
Der amerikanische Psychologe Daniel Coleman brachte das Phänomen Mitte der Neunzigerjahre in die wissenschaftliche Debatte ein und löste damit ein Umdenken in Chefetagen aus.

Die Abgrenzung zur interpersonalen und intrapersonalen Intelligenz ist allerdings nicht trennscharf. Für Coleman sind emotional Intelligente nicht nur in der Lage, Gefühle der anderen und die eigenen zu erkennen – sie können diese vor allem auch bewusst kontrollieren, weshalb sie gerade in brenzligen Situationen den kühleren Kopf behalten.

Dem Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Mahatma Gandhi wird diese mentale Stärke nachgesagt.

Er propagierte den gewaltfreien Widerstand, und obwohl er zahlreiche Demütigungen zu ertragen hatte, schaffte er es, die Massen für seine Sache zu mobilisieren. Den Namen Mahatma erhielt Gandhi von Freunden erst im Laufe seines Lebens. Übersetzt heißt er „Große Seele“

Mahatma Ghandi (1869 – 1948)
Der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung mobilisierte Massen und gilt bis heute als typischer Vertreter emotionaler Intelligenz

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen